PA Eröffnung
Antidiskriminierungsstelle Steiermark offiziell eröffnet:
Zentrale Anlaufstelle für alle von Diskriminierung Betroffenen
Diskriminierung hat viele Gesichter: Die Grundrechtecharta der Europäischen Union zählt Geschlecht, Hautfarbe, ethnische oder soziale Herkunft, genetische Merkmale, Sprache, Religion, Weltanschauung, politische oder sonstige Anschauung, Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, Vermögen, Geburt, Behinderung, Alter oder sexuelle Ausrichtung als Auslöser auf.
Als zentrale Anlaufstelle für alle Betroffenen hat nun die Antidiskriminierungsstelle Steiermark als gemeinsames Projekt des Landes Steiermark und der Stadt Graz ihre Tätigkeit aufgenommen, am Mittwoch wurde die Stelle, die im ehemaligen 2003-Haus in der Stigergasse 2 neben dem Kunsthaus angesiedelt ist, offiziell eröffnet.
Leiterin der Antidiskriminierungsstelle ist Daniela Grabovac, die gemeinsam mit drei MitarbeiterInnen allen zur Verfügung steht, die sich als Diskriminierungsopfer sehen.
Integrationslandesrätin Bettina Vollath sagt anlässlich der Eröffnung: „Es ist mir ein Herzensanliegen, mit an einer fairen Gesellschaft zu bauen, zu der sich alle in unserem Land lebenden Menschen zugehörig fühlen können. In einer solchen Gesellschaft hat Diskriminierung nichts verloren. Daher haben wir uns in der von der Landesregierung und dem Landtag Steiermark 2011 beschlossenen „Charta des Zusammenlebens“ dazu verpflichtet, ‚Diskriminierung entschieden und sichtbar entgegenzutreten’ und ‚gleiche Chancen zu ermöglichen’. Die nun eingerichtete unabhängige Antidiskriminierungsstelle Steiermark wird die Arbeit der bereits bestehenden Strukturen in diesem Bereich ergänzen und vernetzen und bisherige ‚weiße Flecken’ abdecken. Mit vereinten Kräften wollen wir die Antidiskriminierungsarbeit in der Steiermark auf eine noch breitere, schlagkräftigere und damit wahrnehmbarere Basis stellen. Mein Ziel ist es, dass Diskriminierung in der Steiermark nicht mehr salonfähig ist. Es ist ein Skandal, dass Diskriminierung viel zu oft noch kein Skandal ist. Die Antidiskriminierungsstelle stärkt den Rücken dabei, sich gegen Diskriminierung zu wehren und wird durch laufende Dokumentation auch einen Überblick darüber geben, in welchen Bereichen und in welchen Zusammenhängen es in der Steiermark zu Diskriminierungen kommt. Aus diesen Aufzeichnungen erhoffe ich mir wiederum entsprechende Handlungsempfehlungen an Politik und Gesellschaft, welche weiteren Schritte auf dem Weg zu einer fairen Gesellschaft erforderlich sind.“
Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl meint: „Graz ist seit zehn Jahren ,UNO Menschenrechtsstadt‘ und seit fünf Jahren Vorstandsmitglied der aus 108 Städten bestehenden ,Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus‘ der UNESCO. Um den Titel Menschenrechtsstadt glaubwürdig führen zu können, haben wir immer wieder die Strukturen und Anlaufstellen innerhalb der Stadt verändert und verbessert. Integrationsreferat, Friedensbüro, Cultural City Network, Behinderten-, Frauen-, Gleichbehandlungsbeauftragte, MigrantInnenbeirat, Menschenrechtsbeirat, Interreligiöser Beirat und BürgerInnenbeirat sind Stichworte für das Netzwerk, das im Bereich der Menschenrechte und gegen Diskriminierung besteht. Mit einer Antidiskriminierungsstelle richten wir uns speziell an Opfer rassistischer und religiöser Diskriminierung, sie wird aber letztlich auch eine Clearingstelle in allen Fragen von Diskriminierung sein. Es freut mich, dass Daniela Grabovac, die erste Grazer Menschenrechtspreisträgerin, diese Stelle leiten wird.“
Die neue Einrichtung versteht sich als Erstanlauf-, Clearing- und Beratungsstelle, die eng mit den Beratungsstellen zusammenarbeiten wird, die sich mit spezifischen Formen der Diskriminierung befassen. Eine Unzuständigkeit gibt es grundsätzlich nicht, entweder wird nach dem klärenden Erstgespräch der Kontakt zur zuständigen Beratungsstelle hergestellt oder mangels einer solchen die Betreuung fortgesetzt. Man rechnet im ersten Jahr mit 500 bis 800 unmittelbaren Anfragen von Betroffenen.
Neben der individuellen Beratung geht es auch um systematische Dokumentation von Diskriminierungsfällen, um das noch in vielen Bereichen vorherrschende Schweigen durch quantifizierte Benennung und Offenlegung zu brechen, Ursachen eruieren und Rückschlüsse für präventive Maßnahmen zur dauerhaften und nachhaltigen Beseitigung und Verhinderung von Diskriminierungen möglich zu machen.
Positive Resonanz aus der „Szene“
Sehr positiv sind die Reaktionen aus den Einrichtungen, die in unterschiedlicher Form gegen Diskriminierung aktiv sind.
„Wir freuen uns, dass es durch die Einrichtung einer Antidiskriminierungsstelle in der Steiermark gelungen ist, eine Ansprechstelle für alle Aspekte von Diskriminierungen und Diskriminierungsgründen zu schaffen“, meint etwa Volker Frey vom Klagsverband zur Durchsetzung der Rechte von Diskriminierungsopfern.
Christian Ehtreiber, Geschäftsführer und Obmann der Arge Jugend gegen Gewalt und Rassismus lobt die vorbildliche Stadt-Land-Kooperation über Parteigrenzen hinweg und sagt: „Wir wünschen uns für die Zukunft, dass solche Kooperationen für eine vorbildliche Menschenrechts- und Integrationspolitik viele Folgebeispiele finden möge, bei denen bewährte Einrichtungen so ausreichend dotiert werden, dass qualitätsvolle Leistungen gedeihen können.“ Ehtreiber erinnert auch daran, dass die Arge bereits „seit vielen Jahren für einen bedarfs- und nachfragegemäßen Ausbau der Antidiskriminierungsstelle eingetreten“ sei.
Der Verein der Rosalila PantherInnen als Vertretung der Homo-, Bi-, und Transsexuellen sowie Transgenderpersonen nennt die Kooperation ein „überaus positives Zeichen – ein leuchtendes Symbol der Hoffnung für Menschen, die in unserer Gesellschaft keine so gute Stellung haben“. Nicht nur, dass die Antidiskriminierungsstelle zahlreiche, vielfältige und effektive Möglichkeiten zur Problemlösung in Fällen von Diskriminierung habe, auch die Ebene auf der die Antidiskriminierungsstelle agieren kann, sei eine sehr breite.
Der steirische Sicherheitsdirektor Josef Klamminger weist auf die Bedeutung von Antidiskriminierungsarbeit für das gesellschaftliche Zusammenleben hin: „Anständige Begegnung im Umgang mit Menschen ist unabdingbare Voraussetzung für ein gedeihliches Miteinander. Antidiskriminierung nimmt daher nicht allein in der täglichen Polizeiarbeit einen ganz besonderen Stellenwert ein, sondern ist wichtiges Thema für alle. Diskriminierung passiert allzu oft und nahezu überall, das gemeinsame Ziel muss es also sein, das Leben in der Gemeinschaft durch Antidiskriminierung möglichst konfliktfrei zu gestalten.“
Antidiskriminierung als gemeinsames Anliegen
Wie breit die Front gegen Diskriminierung in der Steiermark ist, zeigt ein eindrucksvolles Video, dass von den beiden Studierenden der FH Joanneum Miriam Pichler und Henric Wietheger (Studiengang Journalismus und PR) gemeinsam mit ihrem Lehrenden Heinz Wittenbrink realisiert wurde. Unterstützerinnen und Unterstützer vom Präsidenten des Roten Kreuzes, Gerald Schöpfer, AMS-Geschäftsführer Karl-Heinz Snobe, herbst-Intendantin Veronica Kaup-Hasler, über Caritas-Präsident Franz Küberl, dem Präsidenten der Wirtschaftskammer Steiermark, Josef Herk, bis zu Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder und Landeshauptmann Franz Voves legen in dem Film sehr persönliche aber auch grundlegende Bekenntnisse gegen Diskriminierung ab.
Integrationslandesrätin Bettina Vollath in dem Video, das bei der Eröffnung der Antidiskriminierungsstelle erstmals öffentlich präsentiert wurde und über die Website www.antidiskriminierungsstelle.steiermark.at zugänglich bleibt und durch zusätzliche Statements weiterentwickelt werden soll: „Ich möchte, dass die lähmende Ohnmacht, die durch Diskriminierung ausgelöst wird, aus unserer Gesellschaft verschwindet. Diskriminierung ist für die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft völlig indiskutabel.“
Antidiskriminierungsstelle Steiermark
Stigergasse 2, 8020 Graz, 3. Stock
Tel. +43 316 / 714 137
office@antidiskriminierungsstelle.steiermark.at
www.antidiskriminierungsstelle.steiermark.at
Öffnungszeiten:
Mo. 09:00 - 16:00
Di. 09:00 - 18:00
Do. 09:00 - 18:00
Fr. 09:00 - 14:00