Internationaler Tag gegen Rassismus
Krieg gegen die Ukraine lässt Rassismus in Österreich ansteigen
Große Solidarität für ukrainische Flüchtlinge. Aber: Verstärkt richtet sich der Hass nun wieder gegen Flüchtlinge aus Afrika und dem arabischen Raum. Rassistische Übergriffe werden zudem auf Personen russischer Herkunft gemeldet.
Es ist eine große Welle der Solidarität, die Österreich derzeit bei der Aufnahme von ukrainischen Flüchtlingen erlebt. Zeitgleich entsteht aber auch eine neue Art von Rassismus und Hass, vor dem die Initiator:innen der BanHate-App nun anlässlich des heutigen internationalen Tags gegen Rassismus warnen: Die ukrainische Flüchtlingsbewegung wird leider zum Anlass genommen, um Rassismus gegen Geflüchtete aus anderen Ländern und Erdteilen zu schüren - vor allem gegen jene Menschen der Flüchtlingsbewegung aus 2015. „Bedient werden dabei eindeutig diskriminierende sowie rassistische Klischees. Flüchtlingen aus Afrika und dem arabischen Raum wird unterstellt, nicht wegen kriegerischer Auseinandersetzungen zu fliehen, sondern andere Motive zu haben. Ihnen werden kriminelle Absichten und ein Ausnutzen des Sozialsystems vorgeworfen", sagt die Extremismus- und Antidiskriminierungsexpertin Daniela Grabovac, die BanHate im Jahr 2017 als europaweit erste App zum Melden von Hasspostings initiiert hat.
Seit Beginn des Kriegs von Russland gegen die Ukraine sind mehr als 50 Meldungen zu diesem Thema über die BanHate-App eingegangen. Die gemeldeten Postings betreffen zum überwiegenden Teil den Vergleich der Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine mit jenen Menschen aus der Flüchtlingsbewegung 2015 sowie auch mit Menschen, die derzeit aus der Ukraine fliehen, selbst jedoch keine ukrainischen Staatsbürger:innen sind. Grabovac: „Diese beiden Gruppen gegeneinander auszuspielen, ist besonders perfide. Alle Menschen, die sich auf der Flucht befinden, haben sich Schutz und Solidarität verdient - egal, welche Staatsbürgerschaft sie haben."
Bei der Antidiskriminierungsstelle Steiermark, deren Leiterin Grabovac ist, häufen sich in den vergangenen Wochen jedoch auch die Fälle, bei denen in Österreich lebende Personen russischer Herkunft für den Krieg verantwortlich gemacht werden, beleidigt und sogar körperlich attackiert werden. Grabovac: „Diese Art von Sippenhaftung führt dazu, dass sich die Personengruppe der in Österreich lebenden Menschen russischer Herkunft aktuell verängstigt zeigt. Wir dürfen nicht aufhören, genau hinzusehen und müssen wachsam bleiben für jede Art von Rassismus, Diskriminierung und Hass."
Über BanHate
Durch die Einführung von BanHate, der europaweit ersten App zum Melden von Hasspostings, verfügt die Antidiskriminierungsstelle Steiermark mit Sitz in Graz über detailliertes Zahlenmaterial aus ganz Österreich zum Thema Hass im Netz. Initiatorin von BanHate ist Daniela Grabovac, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Steiermark sowie der Extremismuspräventionsstelle Steiermark „next - no to extremism". Seit dem Start der App am 19. April 2017 gingen mehr als 11.000 Meldungen zu Hasspostings ein. Der überwiegende Teil der gemeldeten Inhalte betrifft Österreich, der Rest andere deutschsprachige Länder. Knapp 90 Prozent der gemeldeten Postings wurden auf Facebook veröffentlicht. Seit Mai 2020 verfügt die BanHate-App auch über eine Erweiterung zum Melden von sogenannten Hate Crimes. Finanziert wird die App vom Land Steiermark (Ressort Soziales und Integration) sowie von der Stadt Graz (Ressort Soziales, Bildung und Integration).