Stellungnahme Islam–Landkarte
Bei der Islam-Landkarte handelt es sich um eine interaktive Karte, die hunderte muslimische Einrichtungen in Österreich grafisch aufbereitet darstellt. Im Grunde gibt es diese „Islam-Landkarte" als Projekt von Univ.-Prof. Dr. Ednan Aslan bereits länger - nun wurde es als Kooperationsprojekt des Instituts für islamisch-theologische Studien und Islamische Religionspädagogik der Universität Wien und dem Österreichischen Fonds zur Dokumentation von religiös motiviertem politischem Extremismus (kurz „Dokumentationsstelle politischer
Islam") jedoch neu finanziert und Ende Mai 2021 von Integrationsministerin Susanne Raab neu präsentiert. Nachdem die Landkarte im Juni kurzzeitig offline war, ist sie nun wieder online unter der Webseite „www.islam-landkarte.at" zu finden. Statt den ursprünglich über 600 Einträgen gibt es nunmehr 435 angezeigte Einrichtungen, zu denen jedoch oft jegliche weitere Informationen fehlen. Die Verantwortlichen geben an, dass die Karte als „Work in Progress" zu verstehen ist und die fehlenden Inhalte erst ergänzt werden müssen.¹
Expertinnen und Experten, Betroffene und Vertreter anderer Glaubensgemeinschaften haben in den letzten Wochen und Monaten viel Kritik an der Islam-Landkarte geäußert. In dieser Stellungnahme sollen verschiedene Problemfelder aufgewiesen werden, um zu zeigen, wieso die Islam-Landkarte nicht nur kontraproduktiv für eine erfolgreiche Integration ist, sondern Musliminnen und Muslime einem Generalverdacht aussetzt. Dieser Generalverdacht fördert wiederum die Spaltung der Gesellschaft und macht Musliminnen und Muslime zur Zielscheibe für islamfeindliche Attacken.
Kritik an der Dokumentationsstelle politischer Islam
Schon im Vorfeld der Veröffentlichung der Islam-Landkarte gab es eine hitzige Diskussion über einen der beiden Herausgeber der interaktiven Karte, nämlich die Dokumentationsstelle politischer Islam. Diese gibt es erst seit dem Jahr 2020.
Sie wurde als unabhängiger Fonds der Republik nach dem Stiftungs- und Fondsgesetz 2015 eingerichtet.² Die Stelle ist aus mehreren Gründen umstritten. Etwa stand im Programm der Schwarz-Grünen Regierung zwar explizit die „Schaffung einer Forschungs- und Dokumentationsstelle für Antisemitismus, für den religiös motivierter politischer Extremismus (politischer Islam) und für den Rassismus im 21. Jahrhundert"3 - dass in der neu geschaffenenFachstelle nun lediglich der politische Islam thematisiert wird, stößt bei vielen auf Unverständnis.
Auch der Begriff des „Politischen Islams" ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht unproblematisch. Der Religionssoziologe und emeritierte Universitätsprofessor Paul Zulehner beschreibt, dass es sich hierbei um einen „doppelt schädlichen Begriff" handle, da dieser auf subtile Weise nicht nur den Ruf des Islams, sondern auch den Begriff der Politik negativ beeinflusse. So meint er, dass der Begriff „Politischer Islam" darauf deutet, dass ein Islam nur dann akzeptabel sei, wenn er nicht politisch ist.⁴ Dabei kann politisch zu sein, ja Vieles bedeuten. Auch der Europarats-Beauftragte für Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit Daniel Höltgen sieht den Begriff kritisch und meint in einem Interview, er „hoffe, dass auch Muslime politisch aktiv sind".⁵
Des Weiteren schädigt der Begriff auch den Islam in seiner Reputation und kränkt Menschen muslimischen Glaubens. Zulehner ist der Meinung, dass hier letztendlich dem Islam unterstellt wird, dass dieser in seinen Grundlagen gewaltproduktiv ist, und nicht nur für Gewaltanwendungen missbraucht wird.⁶ Auch der Religionswissenschaftler und Theologe Franz Winter beschreibt, sieht in der Institutionalisierung des Begriffs durch die explizit eingerichtete Dokumentationsstelle" die Gefahr einer „massiven Verkürzung", da die Zuständigkeitsbereiche der Stelle nicht klar definiert werden. Dies führe zu einem „diffusen Gefahrenbild" welches alle Muslime in „Geiselhaft" nehmen würde. Winter sagt weiters klar: „Punktuelle, einzelne Probleme, die es zweifellos gibt und mit denen sich eine gut ausgestattete Dokumentationsstelle in der Tat sinnvoll auseinandersetzen könnte, sollten kein Anlass sein, „die Muslime" an sich pauschal zu verunglimpfen". ⁷ Doch leider tut die Dokumentationsstelle mit der Veröffentlichung der Islam-Landkarte gerade das.
Problemfelder
Verknüpfung von Nationalität, Ethnizität, Kultur und Religion
Der Islam wurde in Österreich bereits im Jahr 1912 durch die Erlassung des Islamgesetzes⁸ als Religionsgemeinschaft und Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt. Ein solches Gesetz über die Anerkennung des Islam als Religionsgemeinschaft war notwendig, um die mehrheitlich muslimische Bevölkerung in Bosnien und Herzegowina nach der Annexion durch Österreich-Ungarn im Jahr 1908 zu schützen und Musliminnen und Muslime eine freie Religionsausübung zu ermöglichen. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang ebenso, dass bereits Kaiser Joseph II. von 1781 bis 1789 religiöse Toleranzedikte erlassen hat. Diese brachten damals für viele diskriminierte Minderheiten Erleichterungen in der Religionsausübung sowie Anstöße für die Religionsfreiheit mit sich.⁹ Dies sollte ebenso zur Beendigung der Stigmatisierung religiöser Minderheiten beitragen. Historische und aktuelle Entwicklungen zeigen jedoch, dass es diese Stigmatisierung auch heute noch gibt.
Im europäischen Vergleich wurde der Islam als Religionsgemeinschaft hierzulande recht früh anerkannt. Wichtig zu verstehen ist jedoch, dass es sich bei einer Anerkennung nicht um eine Gleichstellung handelt. Erst mit einem neuen Islamgesetz aus dem Jahr 2015 trat das Gesetz aus dem Jahr 1912 außer Kraft. Von diesem Islamgesetz sind die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (Agio) und die Islamische Alevitische Glaubensgemeinschaft (ALEVI) betroffen.¹⁰ Nach § 2 Abs 2 Islamgesetz 2015¹¹ genießt der Islam denselben gesetzlichen Schutz wie andere gesetzlich anerkannte Religionsgesellschaften - dennoch ist das Gesetz, wie Kritikerinnen und Kritiker anmerken, restriktiver als beispielsweise das Israelitengesetz oder das Protestantengesetz.
Obwohl der Islam nun bereits seit über 100 Jahren als Religionsgemeinschaft anerkannt ist, erfolgt dennoch häufig eine Verknüpfung bzw. Gleichsetzung des Islam mit ausländischer Staatsangehörigkeit oder Herkunft. Ein zentrales Problem der Islam-Landkarte stellt also die Verknüpfung von Religion mit der Herkunft bzw. der Ethnie und die Stigmatisierung von Musliminnen und Muslimen dar, da eine Listung der Vereine nach Nationalität oder Herkunft erfolgt.
Der Aufbau der Islam-Landkarte gestaltet sich so, dass als Kategorie bzw. Suchfeld die Begriffe Kultusgemeinde und Nationalität genannt sind. Hier sind bloß zwei Einträge zum Suchfeld „Kultusgemeinde" in Österreich gelistet, unter dem Suchfeld „Nationalität" findet man keinen einzigen Eintrag zur Nationalität „Österreich". Hiermit wird der Islam als importierte Gefahr in Österreich dargestellt, es wird also vermittelt, dass die Herkunft des Islam nicht in Österreich sein kann. Aufgrund der Kurzbeschreibung „in Bearbeitung" gibt es dazu auch keine genaueren Informationen. Darüber hinaus ist nicht klar, was unter dem Suchfeld „Nationalität" zu verstehen ist, da dieser Begriff auch für unterschiedliche Konzepte verwendet wird wie etwa für die Staatsangehörigkeit oder auch die Zugehörigkeit zu einer Ethnie bzw. die nationale Zugehörigkeit.
Religion darf nicht mit Herkunft oder Nationalität gleichgesetzt werden. Aus einer Studie ergibt sich, dass in Deutschland beispielsweises sogar ein großer Anteil der Migrantinnen und Migranten bzw. Personen mit Migrationshintergrund aus Ländern mit überwiegend islamischer Bevölkerung in einer Umfrage angibt, nicht dem Islam anzugehören, so zum Beispiel sogar 50% der aus dem Iran und 36 % der aus dem „Nahen Osten" stammenden Migrantinnen und Migranten.¹² Zudem bleibt der Aspekt der Konversion von österreichischen Staatsangehörigen zum Islam unberücksichtigt. Es werden auch österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger und Personen mit Migrationshintergrund über ihre Herkunft definiert.
Ebenso die Namensgebung der Karte ist bereits problematisch. Diese Karte ist irreführend, denn es werden nicht nur muslimische Einrichtungen angezeigt, sondern auch verschiedene Vereine, die nichts bzw. nicht viel mit dem Islam zu tun haben. Diese werden wohl von Personen betrieben, die anscheinend aus muslimischen Staaten stammen wie etwa der „Große Afghanischer Kultur Verein (Al Taqwa)" oder der „Kurdisch-Österreichische Kulturverein", obwohl hier kein direkter Bezug zum Islam als Religion besteht. Auch die ethnische Herkunft wird häufig mit der Religionszugehörigkeit verwechselt bzw. gleichgesetzt. Der Begriff „Ethnie" ist nicht klar umrissen. Problematisch ist in dieser Hinsicht jedoch die Sortierung nach Ethnien, da auch Kurdinnen und Kurden erfasst sind, die eine ethnische Volksgruppe und ein Kulturvolk bilden.¹³ Obwohl die meisten Kurdinnen und Kurden zu den sunnitischen Musliminnen und Muslimen zählen, sind auch andere Religionen vertreten.¹⁴ Auch wenn es sich um Länder handelt, in denen die Mehrheit der Bevölkerung dem Islam angehört, setzt sich die Bevölkerung dieser Länder selbstverständlich nicht bloß aus Musliminnen und Muslimen, sondern auch aus Christen, Jüdinnen und Angehörigen anderer Religionen zusammen.
Es wird also nicht zwischen Religion (auch nicht zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen im Islam¹⁵), Tradition, Kultur und Politik differenziert - alles wird in einen Topf geworfen. Dies indiziert eine mögliche Stigmatisierung. Teilweise fehlt auch eine Beschreibung zu den jeweiligen Einrichtungen, darüber hinaus werden Vereine etc. angezeigt die nicht mehr existieren. Aus all diesen Gründen ergibt sich, dass diese Karte aussageschwach ist.¹⁶
Im Fall der Islam-Landkarte, werden nur die Einrichtungen zur Schau gestellt, die entweder direkt oder indirekt mit dem Islam in Verbindung gebracht werden können (Beispiel: Arabische Schrift auf christlicher Einrichtung). Eine solche Karte existiert nicht für andere Religionen und begründet somit das Argument des Generalverdachts gegen die in Österreich lebenden Muslime.¹⁷
Stigmatisierung und Generalverdacht
Es ist höchst kritisch zu betrachten, dass hier unter dem Deckmantel der „Transparenz hinsichtlich des Politischen Islams" eine einseitige Landkarte über eine einzelne Religionsgemeinschaft seitens einer staatlichen Behörde erstellt und veröffentlicht wird. Die Auflistung von Moscheen und muslimischen Organisationen durch die „Dokumentationsstelle Politischer Islam" führt zwangsläufig zu einer Vermischung von politischem Islam bzw. Islamismus und Islam, stellt somit alle Musliminnen und Muslime unter den Generalverdacht Teil des Politischen Islams zu sein und stigmatisiert diese Personengruppe als potenzielle Gefahr für die österreichische Gesellschaft. Das führt zwangsläufig dazu, dass Musliminnen und Muslime verstärkt der Gefahr von rassistisch geprägten Attacken („Hate-Crimes") ausgesetzt werden. Wie unter anderem bereits wenige Stunden nach der Veröffentlichung der Landkarte bei einem Angriff auf ein Islamisches Kulturzentrum in Graz¹⁸.
Dieser Generalverdacht gegenüber allen Musliminnen und Muslimen wird nicht nur dadurch erhärtet, dass die Landkarte von der „Dokumentationsstelle Politischer Islam" herausgegeben wurde, sondern viel mehr auch dadurch, dass alle islamischen Einrichtungen des Landes in ein und derselben Karte aufgelistet werden unabhängig davon, ob es eine Nahebeziehung zum politischen Islam gibt oder nicht. Durch diese undifferenzierte Aufzählung wird ein Bild vom Islam gezeichnet, das ihn zwangsläufig mit dem politischen Islam in Verbindung setzt und unbegründete Ängste innerhalb der Gesellschaft schürt. Weiters gibt es zu einer Vielzahl der Vereine und Organisationen keine genaueren Beschreibungen beziehungsweise fehlen teilweise die grundlegendsten Informationen. Stattdessen findet sich nur den Hinweis ‚in Bearbeitung‘, was diese Ängste und Verunsicherungen innerhalb der Gesellschaft weiter verstärkt und im Hinblick auf wissenschaftliche Qualitätsstandards fragwürdig erscheint.¹⁹
Allgemeine Gefahren und Personengefährdung
Neben des Generalverdachts gegenüber allen Musliminnen und Muslime gilt es aber auch zu betonen, dass durch die Veröffentlichung von teilweise privaten Adressen und Telefonnummern die Sicherheit der betroffenen Personen massiv beeinträchtigt wird. Man erinnere sich etwa an den Terroranschlag von Christchurch, wo 51 Menschen ums Leben kamen.²⁰ Mit dieser Karte haben potenzielle Täter nun die Möglichkeit sich ein klares Ziel herauszupicken. Daneben erhöht sich auch das Risiko von Angriffen wie Vandalismus.
Die Landkarte und die darin enthaltenen Informationen wurden dabei bereits von der rechtsradikalen „Identitären Bewegung" politisch instrumentalisiert um mit sogenannten „Warnschildern", die in der Nähe von diversen Moscheen und anderen Einrichtungen aufgestellt wurden, vor dem politischen Islam zu ‚warnen‘.²¹ Dabei ist nicht ersichtlich wiedurch eine lückenhafte Liste von Adressen ‚Transparenz‘ hinsichtlich des Politischen Islams erreicht werden kann. Die Landkarte als Ganzes, sowie die Veröffentlichung dieser (Privat)Adressen birgt keinerlei Nutzen im Diskurs über den politischen Islam, schafft keine dahingehende Transparenz und verfehlt somit auch den angestrebten Zweck. Stattdessen trägt die Islam-Landkarte zur gesellschaftlichen Spaltung, Stigmatisierung und Ausgrenzung von Musliminnen und Muslimen bei und stellt ein Sicherheitsrisiko für die betroffenen Personen, sowie die Einrichtungen selbst, dar.
Die Islam-Landkarte könnte in der Zukunft ebenso verursachen, dass sich Muslime nicht mehr gerne in solchen Einrichtungen (bspw.: Moscheen, Vereine etc.) aufhalten bzw. dass sie mit ihnen sogar eine Art Angst verbinden. Seit letztem Jahr haben die antimuslimischen Übergriffe deutlich zugenommen und mit der Islam-Landkarte können nun islamfeindliche Menschen mit einem Klick erfahren, wo sich ein solcher Verein etc. befindet, was im Ernstfall für die Betroffenen sehr gefährlich werden könnte.²²
Rechtliche Implikationen
Weiters bleibt noch die Frage offen, ob mit der Islam-Landkarte die muslimische Community diskriminiert wird. Um diese Frage beantworten zu können, muss zunächst geklärt werden, was man allgemein unter dem Begriff Diskriminierung versteht:
Grundsätzlich ist eine Diskriminierung jede benachteiligende Differenzierung aufgrund bestimmter Merkmale (Staatsangehörigkeit, Geschlecht, Rasse, Hautfarbe, ethnischer/sozialer Herkunft, genetische Merkmale, Sprache, Religion/Weltanschauung, politischer oder sonstiger Anschauung, Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, Vermögens, Geburt, Behinderung, Alter oder sexuelle Orientierung), die ohne sachliche Rechtfertigung vernommen wird. Eine Diskriminierung aufgrund dieser Merkmale ist nach Art. 21 GRC verboten. Man unterscheidet hierbei zwischen unmittelbare und mittelbare Diskriminierung. Während bei einer unmittelbaren Diskriminierung eine Person/Personengruppe in einer vergleichbaren Situation schlechter behandelt wird als eine andere Person/Personengruppe, werden bei einermittelbaren Diskriminierung Personen durch indirekte und neutrale Regelungen gegenüber anderen Personen benachteiligt.²³
Laut der Webseite „Islam-Landkarte", soll die Karte einen Überblick über muslimische Einrichtungen in Österreich bieten.²⁴ Darüber hinaus zeigt sie nicht nur wo sich muslimische Einrichtungen befinden, sondern auch wie konzentriert diese in gewissen Regionen Österreichs sind. Dies ist nicht unbedingt ein direkter Rückschluss darauf, wie viele Muslime in diesen Regionen leben, kann aber ein Indiz dafür sein. Was genau damit bewirkt werden soll, ist nicht eindeutig aus der Islam-Landkarte abzuleiten. Auf den ersten Blick wirkt die Islam-Landkarte sehr harmlos, doch wenn man diese Karte durch ein Filter heutiger politischer und religiöser Spannung betrachtet, könnte sie nicht nur ein Instrument zur Diskriminierung und Stigmatisierung werden, sondern wie bereits beschrieben weitere Probleme und Gefahren mit sich bringen.²⁵
Mögliche Lösungsvorschläge
Von der Katholischen Kirche wird vor allem das einseitige Handeln der staatlichen Behörden kritisiert. Eine geeignete Alternative wäre hier, wie von Kardinal Schönborn vorgeschlagen, die Erstellung eines „Religionsatlas"²⁶ , in dem alle in Österreich anerkannten Religionsgemeinschaften und Vereine gelistet sind, so wie dies in Deutschland bereits vereinzelt der Fall ist. Wobei die Eintragung in diesen Atlas, der Orientierung schaffen und den interreligiösen Dialog intensivieren soll, erst nach Anfrage zur Aufnahme und nur in Übereinstimmung mit den jeweiligen Religionsvertreterinnen und Religionsvertretern erfolgt.²⁷ Ein solches Projekt würde auch in Österreich zur Information und Orientierung beitragen, den Dialog zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften fördern und eine differenzierte Diskussion möglich machen. Aufgrund der Unvollständigkeit und Fehlerhaftigkeit der Islam-Landkarte, leistet diese jedoch keinen sinnvollen Beitrag zur Aufklärung und Transparenz. Dazu müsste die Landkarte alle Konfessionen in Österreich erfassen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Islam-Landkarte in der vorliegenden Form grundlegend abzulehnen ist. Die einzige Möglichkeit für die Beseitigung des beschriebenen Generalverdachts bleibt die ersatzlose Löschung der Webseite.
Fußnoten
1 https://www.islam-landkarte.at/, zuletzt abgerufen am 05.08.2021
2 https://dokumentationsstelle.at/uber-den-fonds/, zuletzt abgerufen am 05.08.2021.
3 Regierungsprogramm 2020 - 2024. Aus Verantwortung für Österreich, 39, verfügbar unter
https://www.bundeskanzleramt.gv.at/dam/jcr:7b9e6755-2115-440c-b2ec-cbf64a931aa8/RegProgramm-lang.pdf, zuletzt aufgerufen am 05.08.2021.
4 Paul Zulehner, Der Kampf gegen den „Politischen Islam", zulehner Blog zu Welt und Kirche 11.11.2020,
https://zulehner.wordpress.com/2020/11/11/der-kampf-gegen-den-politischen-islam/, zuletzt aufgerufen am 05.08.2021.
5 Erich Kocina, „Hoffe, dass auch Muslime politisch aktiv sind", Die Presse 22.06.2021,
https://www.diepresse.com/5997304/hoffe-dass-auch-muslime-politisch-aktiv-sind, zuletzt abgerufen am 05.08.2021
6 Paul Zulehner, Der Kampf gegen den „Politischen Islam", zulehner Blof zu Welt und Kirche 11.11.2020.
7 Franz Winter, Politischer Islam? Die Furche 29.06.2020, https://www.furche.at/religion/politischer-islam-3381069, zuletzt abgerufen am 05.08.2021.
8 Gesetz vom 15. 07. 1912, betreffend die Anerkennung der Anhänger des Islam als Religionsgesellschaft, RGBl 1912/159.
9 https://www.habsburger.net/de/kapitel/die-idee-der-toleranz, zuletzt abgerufen am 26.07.2021.
10 https://religion.orf.at/v3/stories/2696523/, zuletzt abgerufen am 05.08.2021.
11 Bundesgesetz über die äußeren Rechtsverhältnisse islamischer Religionsgesellschaften - Islamgesetz 2015, BGBI I 39/2015.
12 Riem Spielhaus, Muslime in der Statistik, Wer ist Muslim und wenn ja wie viele?, verfügbar unter https://mediendienst-integration.de/fileadmin/Dateien/Muslime_Spielhaus_MDI.pdf zuletzt abgerufen am 26.7.2021; Sama Maani, Warum wir Linken über den Islam nicht reden können-Und wie aus „Türken" „Muslime" wurden, Der Standard 10.01.2017
https://www.derstandard.at/story/2000050315751/warum-wir-linke-ueber-den-islam-nicht-reden-koennen-1, zuletzt abgerufen am 26.07.2021.
13 Hans Wagner, Die Kurden - Geschichte, Kultur und Hintergründe, Eurasisches Magazin 02.05.2020
https://www.eurasischesmagazin.de/artikel/Kurden-sind-eines-der-aeltesten-Kulturvoelker-Geschichte-und-Hintergruende/21103, zuletzt abgerufen am 26.07.2021-
14 Erin Blakemore, Erklärt: Wer sind die Kurden? National Geographic 15.10.2019
15 Glaubensrichtungen im Islam: Sunniten, Schiiten, Aleviten, Sufismus, Wahabismus, Takfirismus, Jihaddisten, Salafismus etc.
16 Martin Zeyn, Warum es falsch ist, andere zu Kennzeichnen, bayrischer Rundfunk 08.06.2021
unter: https://www.br.de/kultur/islamkarte-dient-der-ausgrenzung-oesterreich-kommentar-100.html, zuletzt abgerufen am 01.08.2021.
17 Henning Klingen, Schönborn für „Religionsatlas" statt „Islam-Landkarte", Katholische Kirche Österreich 04.06.2021 unter:
https://www.katholisch.at/aktuelles/134525/schoenborn-fuer-religionsatlas-statt-islam-landkarte, zuletzt abgerufen am 01.08.2021.
18 Leitold, Verena, Nach Attacken in Graz: Auch bei der Moschee wird jetzt der Schutz erhöht, Der Grazer 06.06.2021 unter
https://grazer.at/de/IueoB3fl/nach-attacken-in-graz-auch-bei-moschee-wird-jetzt/?q=moschee, zuletzt abgerufen am 06.08.2021
19 Marc Helbling, „Islam-Landkarte" in Österreich. Soziologe: Mit dieser Karte kann man nichts anfangen, Deutschlandfunk
03.06.2021 unter: https://www.deutschlandfunk.de/islam-landkarte-in-oesterreich-soziologe-mit-dieser-
karte.886.de.html?dram:article_id=498246 zuletzt abgerufen am 05.08.2021.
20 Biermann/Geisler/Klaus/Otto/Amjahid, Was über den Terrorangriff von Christchurch bekannt ist, Zeit Online 15.03.2019
unter https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-03/angriff-moscheen-neuseeland-christchurch-terroranschlag-hintergruende, zuletzt abgerufen am 01.08.2021.
21 Puschautz, Andreas/Ichner, Bernhard, Hetze, Islam-„Warnschilder" vor Wiener Moscheen aufgetaucht, Kurier 02.06.2021
unter https://kurier.at/chronik/wien/islam-landkarte-warnschilder-moscheen-wien/401400621zuletzt aufgerufen am 05.08.2021.
22 Rami Ali, Warum die Islam-Landkarte gefährlich ist, Zeit Online, 31.05.2021 unter: https://www.zeit.de/zett/politik/2021-05/extremismus-oesterreich-islam-landkarte-rechte-gewalt-islamismus?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F, zuletzt aufgerufen am 05.08.2021.
23 Walter Berka, Verfassungsrecht7 Rz 1637 ff.
24 https://www.islam-landkarte.at, zuletzt abgerufen am 01.08.2021.
25 https://www.islam-landkarte.at/> zuletzt abgerufen am 01.08.2021; Rami Ali, Warum die Islam-Landkarte gefährlich ist,
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Levent Aktoprak, Soziologie: Mit dieser Karte kann man nichts anfangen, Deutschlandfunk 03.06.2021 unter: https://www.deutschlandfunk.de/islam-landkarte-in-oesterreich-soziologe-mit-dieser-karte.886.de.html?dram:article_id=498246, zuletzt abgerufen am 01.08.2021.
26 https://orf.at/stories/3216000/, zuletzt abgerufen am 05.08.2021.
27 https://www.friedensstadt-augsburg.de/de/religionsatlas#, zuletzt abgerufen am 05.08.2021.